Kein Mensch zwingt mich, mit Knoppix zu arbeiten. Aber wenn sich schon mal jemand die Mühe macht, so ein System auf die Beine zu stellen, würde ich auch gern die Zielgruppe kennenlernen, die damit angesprochen werden soll. Als Produktiv-System würde ich es nach meinem jetzigen Erkenntnisstand jedenfalls keinem empfehlen!
wenn ich darauf eingehe, erledigen sich vielleicht einige deiner Fragen.
Knoppix ist vor allem ein Demo-System.
Es ist dafür gedacht, als Live-System einem Interessierten zu zeigen, was so mit Linux geht. Oder gehen kann, denn offensichtlich geht bei dir nicht alles, wie es sollte.
Man kann mit Knoppix durchaus arbeiten. Wenn man es mittels Flash-Install auf einen Stick bringt und dort eine Overlay-Partition einrichtet, dann geht das eine Weile ganz gut(*) (nicht immer auf aller HW) und man kann so einen Stick in der Hosentasche als Austauschdatenträger (in FAT32) zwischen PCs benutzen, auf dem man dann für den Fall der Fälle auch ein System booten könnte, von dem aus man gewissen Arbeiten vornehmen kann.
Zu dem Demo-Charakter von Knoppix zählen etwa die 3D-Effekte, die ja auch nicht für produktives Arbeiten gedacht sind, oder die unterschiedlichen DesktopEnvironments (KDE, LXDE...) in die man booten kann. Kein Mensch würde auf einem PC mehrere DEs installieren, man arbeitet immer nur mit einem, an das man sich gewöhnt hat.
Zwischen Demo und Experiment sind die Bemühungen um "Bariere-Freies" arbeiten mit dem PC angesiedelt, was sich Ariadne nennt. Das ist eine ganz wichtige Entwicklung für Menschen mit Sehbehinderung und Klaus Knopper hat ein persönliches Interesse daran, dies voran zu treiben und jeweils in Knoppix anzubieten.
Außer diesem Demo-Charakter bietet Knoppix auch einige SW, die sich zu Analyse-Zwecken eignet sowie einige Datenrettungs-Tools. Man kann also Knoppix auch als Notfall-System für solche Zwecke nutzen, aber die hierfür nötigen Programme haben meist keine grafische Oberfläche und sind eher für Speziallisten, die dann wiederum möglicherweise andere Live-Systeme bevorzugen mögen, wo sie gar nicht erst mit grafischen Oberflächen genervt werden.
Wenn man Knoppix verändern möchte, braucht man die Overlay-Partition. Hier werden zusätzlich installierte SW und persönliche Einstellungen gespeichert. Beim Booten wird der Inhalt der Overlay mit dem unveränderlichen Live-System gemerged.
Dabei wird Knoppix von einigen Scripts gesteuert.
Automatischer Start von Programmen kann in der /etc/rc.local realisiert werden.
Zum Booten wird Syslinux (oder Isolinux bei der DVD) benutzt (also kein GRUB) und in den entsprechenden Konfig-Dateien können Bootoptionen festgeschrieben werden. Diese befinden sich irgendwo im Root-Verzeichnis des Sticks.
Monitor-Einstellungen kann man mit X-Rander setzen (wobei der Charakter eines Live-Systems mitunter vernichtet wird, wenn das immer auf eine feste HW eingestellt bleiben soll).
Zu all diesen Punkten gibt es hier Beiträge; einige dieser Dinge habe ich selbst umgesetzt, weiß also, dass man da was machen kann.
Weil ich derzeit kein Knoppix laufen habe und meine VM damit auch streikt, kann ich dazu nun keine Details liefern. Wenn du aber weißt, dass Knoppix gar nicht zum produktiven Einsatz in deinem Sinne gedacht ist und entsprechende Änderungen mitunter schon tiefer gehende Kenntnisse erfordern, dann überlegst du es dir vielleicht ja auch anders damit. Insbesondere den Teil des Bootvorgangs, der "fest verdrahtet" im unveränderlichen Live-System liegt, kann man nur schwer beeinflussen. Die privaten Einstellungen sind ja immer ein Offset und man kann sich vorstellen, dass das mitunter problematisch ist.
Dass man hier keine Antworten bekommt, stimmt so nicht. Mir wurde bisher immer gut geholfen. Es gibt aber nur ungefähr drei oder vier Leute, die sich tatsächlich mit Knoppix befassen und hier gelegentlich mal rein sehen. Ich gehöre nicht dazu, versuche aber gerne, das Ein oder Andere zu erläutern, eben abseits detaillierter Fachkenntnisse.
(*) in der OpenSource Welt wird ja ständig am Code gearbeitet und manchmal kommen täglich Neuerungen und Verbesserungen, vor allem aber Fehler-Korrekturen und hierunter besonders interessant jene, die Sicherheitslücken schließen. Deshalb kann man guten Gewissens kein System produktiv einsetzen, auf dem man nicht regelmäßig auch Updates fährt. Knoppix ist dafür nicht gemacht. Grundsätzlich können die bewährten Debian-Mechanismen zwar benutzt werden (also von der Kommandozeile, ohne Grafik), weil aber alle Änderungen als Offset in der Overlay-Partition landen, würde das System sehr schnell Probleme bekommen, weil es zu Laufzeit-Unverträglichkeit beim Mergen großer Mengen von Dateien kommen wird. Deshalb kann man Knoppix jeweils eine Weile (ohne Updates) betreiben (und weil es ja Live ist und nur gelegentlich genutzt wird, womöglich auch länger, als andere Systeme, die 24x7 am Netz laufen), aber grundsätzlich ist ein System nicht für einen produktiven Einsatz (auch nicht als Desktop-System) geeignet, bei dem man hier einen eingefroren Zustand mitgibt. Bei Knoppix ist das Konstruktionsbedingt.